Newsletter

Journal
Fräulein Prolet heißt Fritzi, sie ist Munitionsarbeiterin, 17 Jahre alt, und sie erlebt die aufreibende Zeit zwischen Revolution und Entstehung des Freistaats Bayern und sie verehrt Sonja Lerch.
mehr lesen
...

Der Nahost-Konflikt aus Sicht derer, die ihn erleben
mehr lesen
...

Erich Kästner u. Walter Trier
mehr lesen
...

Zukunft denken
mehr lesen
...

Kafka
mehr lesen
...

Die Volljährigkeit naht, und dann?
mehr lesen
...

Weihnachtszeit
mehr lesen
...

Der Mann, der alles erfand - nur nicht sich selbst.
mehr lesen
...

Auch die Nacht hat eine Farbe
mehr lesen
...

Bekenntnisse eines Außerirdischen
mehr lesen
...

Sie sind hier: Gespräche#161

Gespräche



 03.02.2015 - Alexandra Pilz - Fantasyautorin  



Alexandra Pilz

Alexandra Pilz schreibt Fantasy Romane. Wer ihre Bücher liest, gerät in einen Sog der Welt von Emily aus München und den Zauber einer Romanze.


...“Matt zog Emily in seine Arme, sobald sie wieder festen Boden unter den Füßen hatten, und so standen sie, am Rande der Straße, mit flauem Mägen und wirbelnden Haaren und flatternden Jacken und sahen zu, wie sich das Dorf aus der Zeit schälte“.
Frau Pilz, das ist eine starke Szene in ihrem Buch “Verliebt in Hollyhill“ ein paar Sätze weiter: ... die Verwandlung Hollyhill pendelte aus wie ein Kreisel, bis der Ort wacklig zum Stehen kam. Um wen müssen wir Leser in diesem Buch bangen?

Immer um die Hauptfigur Emily. In diesem Buch geht es um Zeitreisen und Emily muss damit zurechtkommen, dass sie sich bald nicht mehr in ihrer eigenen Zeit befindet, sondern im frühen 19. Jahrhundert.

Es gibt noch das Buch „Zurück nach Hollyhill. Die Leser erleben eine aufregende Zeitreise in die 80iger Jahre des vorigen Jahrhunderts. In „Zurück nach Hollyhill“ reist Emily in das Dorf Ihrer Mutter und verliebt sich in Matt, einen Jungen, den sie nicht einordnen kann.
Hier eine Szene: „Emily kniff die Augen zusammen, um ihren Blick zu schärfen. Das war kein Haus, beziehungsweise – ja, es war ein Haus, aber eben war es noch eine Ruine gewesen! Das Fenster, durch das Matt gesprungen ist, um ihr und Josh zu helfen, war jetzt mit Brettern vernagelt, und das Loch in der Mauer, durch das sie das Haus verlassen hatten, war plötzlich verschlossen durch eine Tür, die schief in ihren Angeln hing“.
Frau Pilz, mit Jane Austen fühlen sich sehr verbunden. Stand Jane Austen Pate für die Romane?

Eigentlich nicht, zumindest nicht für den ersten Teil. Der erste Teil spielt ja in den 80iger Jahren des letzten Jahrhunderts, der zweite Teil führt ins Jahr 1811, und darin spielt Jane Austen tatsächlich eine Rolle. Meine Begeisterung für Jane Austen hat mich übrigens auch nach England gebracht.

Ihre Bücher sind Fantasy Romane mit Esprit von Krimi und romantischem Abenteuer.
„Verliebt in Hollyhill“ ist das zweite Buch, das Sie geschrieben haben. Jetzt, da beide Bücher zu Hollyhill in den Stadtbibliotheken zu haben sind, ist es irritierend, dass das erste Buch den Titel „Zurück nach Hollyhill“ hat, und das zweite Buch „Verliebt in Hollyhill“. War das Absicht? Denn wenn man zurück geht oder kommt, geht ja ein ankommen voraus.

Als ich das erste Buch betitelt habe, hatte ich nicht gewusst wie ein zweites Buch heißen könnte. Der Titel „Zurück nach Hollyhill“ ist doppeldeutig gemeint, und sollte einen Hinweis auf die Zeitreise geben. Das kann verwirren, das gebe ich zu.

Es wird sich so ergeben haben, weil das erste Buch mit dem Titel schon gedruckt war?
Ja, es war ein schöner Titel, und wenn man das erste Buch schreibt, weiß man nicht genau, ob darauf ein zweites Buch folgen wird. Ich bin jedenfalls sehr froh, dass die Geschichte von Matt und Emily weitergeht.

Frau Pilz, wer hat Sie so verzaubert, um Sie nach Hollyhill zubringen – mit anderen Worten: woher stammt diese Buch-Idee?
Eine Zeitlang fuhr ich viel mit der Bahn, und habe ebenso viel gelesen, bis ich irgendwann das Gefühl hatte, mir geht der Lesestoff aus. Das war der Zeitpunkt, an dem ich mir dachte, ich könnte eine eigene Geschichte schreiben, so eine, wie ich sie gern lesen würde. Ich habe mich für das Genre Zeitreisen entschieden und für das Dartmoor in England, weil es so schön mysteriös ist. Und ich mag kleine Dorfgemeinschaften, so fing ich an mir vorzustellen, was dort alles passieren könnte.

Die Bücher sind so spannungsgeladen, der Leser gerät in verschobene Welten, wie erging es Ihnen damit beim Schreiben? Pro Buch haben Sie ja immerhin fast 400 Seiten hingelegt.
Es ist in der Tat schwierig, bei diesem Umfang den Überblick zu behalten. Ab Seite 300 kann man das Manuskript eigentlich nicht mehr in einem Stück lesen und man muss daurend im Kopf haben, was schon erzählt wurde, welche Figur auf welchem Wissensstand ist etc. Ich arbeite deshalb viel mit Karteikarten, auf denen ich mir Fragen und Gedanken aufschreibe, die ich noch beachten muss. Beim Überarbeiten gehe ich die Karten dann durch und versuche, Lücken zu füllen, die Logik im Auge zu behalten und wo weiter.

Es sind auch schöne Bücher geworden. Gebundene Ausgaben mit Lesebändchen. Die Assoziation auf dem Cover, wo Emily aus dem Bus steigt, ihren roten Schirm aufmacht und Hollyhill sucht, ist gelungen. Wer hat die Buchumschläge gestaltet?
Der Verlag „ Heyne fliegt“ hat das Cover bei einer Grafikerin in Auftrag gegeben. Ich finde es auch sehr gelungen.

Sie sind von Haus aus Journalistin, wie verbindet sich die journalistische Arbeit mit der des Romaneschreibens?
Ganz gut. Ich habe bei der Süddeutschen Zeitung gelernt, später zu einer Nachrichtenagentur gewechselt und schließlich in eine Online-Redaktion. Dadurch, dass ich online nicht mehr allzuviel schreiben musste, ist es mir privat sogar leichter gefallen, weil der Kopf frei dafür war. Dann ist es nur noch eine Frage der Zeitaufteilung, die ich allerdings immer wieder neu gestalten muss.

Frau Pilz, was machen Sie sonst noch so?

Neben dem Schreiben? Wenn ich nicht schreibe, lese ich, oder ich sehe fern. Sehr gezielt allerdings, am liebsten amerikanische oder britische Serien.

Für wen möchten Sie schreiben?
Oh, für alle, die gerne lesen. Aber die Hollyhill Bücher sind sicher eher was für Mädchen und Frauen. Erfahrungsgemäß sind Männer für Liebesgeschichten nicht so zu begeistern.

Das bestätigen auch die Kommentare auf Ihrem Homepage-Blog. Es sind hauptsächlich Frauen, die sich sehr für die Hollyhill aussprechen.


Man sagt, Sie haben eine Schwäche für komplizierte Liebesgeschichten, ist das immer so?
In den Büchern mag ich das gerne, privat muss es nicht unbedingt sein. Meine Ehe ist glücklicherweise unkompliziert.

Wollen Sie mit den Büchern Botschaften senden?
Botschaften? Eigentlich nicht, denn ich möchte hauptsächlich unterhalten, nicht den Zeigefinger erheben. Wenn ich mir über etwas Gedanken mache, dann am meisten darüber, dass meine Mädchen- und Frauenfiguren möglichst starke Charaktere sind.

Ihr Bücher sind in dem renommierten Münchner Heyne Verlag erschienen. Wie lange suchten Sie nach einem Verlag, und wie viele Absagen mussten Sie verkraften?
Ich habe das große Glück, eine wunderbare Agentin zu haben, die das Manuskript von Hollyhill bei den Verlagen angeboten hat. So musste ich gar keine Absagen verkraften, stattdessen gab es von ein paar Verlagen Angebote für das Buch. Ich würde jedem Autor empfehlen, sich zunächst eine Agentur zu suchen, bevor es an die Verlage geht. Die Chance, dass das Manuskript auch gelesen wird, ist so viel größer.

Frau Pilz, Schriftsteller entwickeln einen produktiven Ergeiz, wie ist das bei Ihnen?
Ja, ich werde auf jeden Fall weiterschrieben. Ich habe viele Ideen, aber zuwenig Zeit.

Der Buchmarkt quillt über mit interessanter Literatur, welche literarische Highlights suchen Sie für sich zum Lesen aus?
Ich lese am liebsten Unterhaltungsliteratur. Und zur Zeit lese ich Cassandra Clare, die Autorin von „Chroniken der Unterwelt“. Sie hat ein neues Buch herausgebracht, das heißt „Magisterium: Der Weg ins Labyrinth“.

Nutzen Sie die Stadtbibliotheken?

Als Jugendliche war viel ich Stadtbibliothken. Heutzutage nutze ich sie nicht mehr. Ich bin ein bisschen empfindlich, wenn die Bücher schon durch viele andere Hände gegangen sind.

Frau Pilz, glauben Sie, dass Lesungen mit Autoren überholt sind, und man Lesungen eher in Youtube einstellen sollte?
Nein, das denke ich überhaupt nicht. Ich weiß, Lesungen werden nicht so toll besucht, was immer schade ist. In Youtoube kann ich aber niemanden mein Buch signieren, und mit ihm sprechen. Das Publikum erlebt den Autor doch ganz anders, wenn keine Kamera dazwischen ist.

Wird Emilys Reise nach Hollyhill fortgesetzt, und schreiben Sie an einem neuen Buch?
Emily werden wir auch in einem dritten Band wieder treffen. Dieses Buch soll im Frühjahr 2016 erscheinen. Zur Zeit schreibe ich an einem Frauen-/Familienroman für den Blanvalet-Verlag.

Frau Pilz,
wir warten gemeinsam mit Ihren Fans und mit großer Spannung auf neue Geschichten aus Hollyhill und danken für das Gespräch.


© Steffi.M.Black 2015(Text)
© Gabriela Neeb (Bild)