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Gespräche



 16.01.2021 - 1. Teil - Geschichte der Bücher und Bibliotheken - in drei Folgen 



Höhlenmalerei in Lascaux

Geschichte der Bücher und Bibliotheken
von Dr. Birgit Constant

1. Teil

Bücher, Bibliotheken und der freie Zugang zu beidem sind für uns heute selbstverständlich.
Das war aber nicht immer so. Anlässlich des 24. Oktobers, an dem seit 1995 jedes Jahr der Tag der Bibliotheken gefeiert wird, bin ich in die Geschichte der Bücher und Bibliotheken eingetaucht und nehme Sie heute mit in eine Zeit, in der Bibliotheken im Gegensatz zu heute nur wenigen privilegierten Leuten zur Verfügung standen.

Von der Höhlenmalerei zum gebundenen Buch

Höhlenmalerei und mündliche Erzähltradition zeigen: Die Menschen haben schon immer Geschichten geliebt, und obwohl man sich antike und mittelalterliche Texte eher als Schriftrollen oder handgeschriebene Lose-Blatt-Sammlungen vorstellt, gibt es gebundene Bücher tatsächlich schon seit dem 1. Jhd. n. Chr. Damals entstanden nämlich statt Manuskripten, meist in gerollter Form, vermehrt so genannte Kodizes. Das Wort Kodex stammt aus dem Lateinischen und steht für den Baumstamm bzw. das zu Schreibtafeln gespaltenes Holz. Später geht die Bedeutung zu dem über, was auf diesen Tafeln geschrieben ist, der Codex als Urkunde, Buch, Verzeichnis, später auch die Handschrift.
Während die ersten Bücher Einbände aus Holz hatten, eben jene Schreibtafeln, kamen im 2. Jhd. n. Chr. Bücher mit weichem Einband aus Pergament oder Papier auf, ähnlich modernen Taschenbüchern.

Anfang des Mittelalters finden sich dann erste Bücher mit Einbänden aus Holz, die mit Leder bezogen waren. Das älteste derart gebundene westliche Buch ist das St.-Cuthbert-Evangelium aus dem 8. Jhd. n. Chr., bei dem die Holzbretter und der Ledereinband durch ein lehmartiges Material verbunden sind.
Spätere mittelalterliche Buchbindungen enthalten auch Klammern bzw. werden zunehmend mit Stoff eingebunden, der nicht so empfindlich gegen Feuchtigkeit ist wie Pergament.

Namensgebung 1:
Seit wann ist ein Buch ein Buch?

Mit dem Siegeszug der Bücher entstand auch ein eigener Name für den Gegenstand selbst. In den germanischen Sprachen findet man ab dem frühen Mittelalter (8. Jhd.) Varianten einer vermuteten germanischen Wurzel *bōks als Bezeichnung für die gebundenen Texte, etwa Althochdeutsch buoh, Altsächsisch bōk, Mittelniederländisch boec, Altenglisch bōc, Altnordisch. bōk oder Gotisch bōka. Stand der Singular ursprünglich für „Buchstabe“, „Rune“ oder auch „(zum Los bestimmtes) Runenstäbchen“, entwickelte sich der Plural schließlich in die Bedeutung „Schriftstück“, „Urkunde“, „Buch“ als Bezeichnung für geheftete oder gebundene Lagen aus Pergament oder Papier.

Namensgebung 2:
Seit wann ist eine Bibliothek eine Bibliothek?

Eigentlich vom ersten Buch an, denn das aus dem Griechischen stammende Wort Bibliothek bedeutet nichts anderes als eine Bücherkiste (biblion = Buch, theke = Behältnis, Kiste), und in einer solchen bewahrten die Klosterbewohner die zunächst sehr überschaubare, ständig benutzte Anzahl Bücher immer in greifbarer Nähe auf: in der Kirche, in einer Kapelle, in der Sakristei, im Skriptorium oder im Refektorium, wo die Tischlesung stattfand. Im Deutschen tauchte der Begriff allerdings erst nach 1500 auf. Bis dahin nutzte man für die absperrbaren Bücherkisten oder Bücherschränke das Wort Liberei, abgeleitet vom lateinischen Wort liber für „Buch“.

Erst als die Buchbestände wuchsen,
erforderte ihre Unterbringung einen eigenen Raum, der zunächst kein spezieller, nur für Bücher geplanter und genutzter Raum war. Man räumte einfach einen vorhandenen Raum leer und füllte ihn wieder mit Büchern. Nach und nach entwickelte sich der eigenständige und dedizierte Bücherraum, der gleichermaßen als Bibliothek und als Büchersaal bezeichnet wurde, bevor die Begriffe ab dem Humanismus getrennte Wege gehen und der Büchersaal zum Teil der übergreifenden Bibliothek wird.

Wie vermehrten Bibliotheken ihren Buchbestand?

Es gab verschiedene Möglichkeiten, um eine Bibliothek zu vergrößern.

1.Abschreiben im Kloster selbst: Dies war die normale Vorgehensweise, wenn das Manuskript vor Ort verfügbar, also im Bestand oder von einer anderen Bibliothek ausgeliehen, war. Im Fall von wertvollen Büchern, die nicht ausleihbar waren, reisten Mönche auch zur Bibliothek, in der das Manuskript verfügbar war, und schrieben es dort ab.

2. Tausch von Mehrfachexemplaren oder von entbehrlichen Stücken
3. Kauf
4. Schenkung und Vermächtnisse
5. Aufnahme von Büchern aus Privatbesitz: Dies geschah vor allem bei Eintritt oder Rückkehr ins Kloster, sei es von Novizen, die neu aufgenommen werden, oder von Mönchen nach Abschluss ihrer Universitätsstudien.
6. Externe Buchproduktion durch Lohnschreiber:

Heute gibt es die Verlagsautoren und die Self-Publisher.
Früher waren das die Mönche und die Schreibkundigen, die keinem Kloster angehörten, und unabhängig von den klösterlichen Zwängen Manuskripte gegen Geld produzierten – und das anscheinend ziemlich erfolgreich: Schon im 14. Jahrhundert verkauften Lohnschreiber mehr Bücher als von Mönchen geschrieben wurden.

©Dr. Birgit Constant(Text)
©Höhlenmalerei in Lascaux:Image by Klaus Hausmann from Pixabay(Bild)


23.01.2021
- zweiter Teil
Vom Buch zur Bibliothek

06.02.2021
- dritter Teil
Mehr Bibliotheken, mehr Bücher, mehr Probleme: Katalogisierung und Bücherklau

www.birgitconstant.de

"Der Krieger des Königs" Historischer Roman von Birgit Constant.
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