Newsletter

Journal
Der Nahost-Konflikt aus Sicht derer, die ihn erleben
mehr lesen
...

Erich Kästner u. Walter Trier
mehr lesen
...

Zukunft denken
mehr lesen
...

Kafka
mehr lesen
...

Die Volljährigkeit naht, und dann?
mehr lesen
...

Weihnachtszeit
mehr lesen
...

Der Mann, der alles erfand - nur nicht sich selbst.
mehr lesen
...

Auch die Nacht hat eine Farbe
mehr lesen
...

Bekenntnisse eines Außerirdischen
mehr lesen
...

Das Gespräch mit Anne Freytag
mehr lesen
...

Sie sind hier: Gespräche#486

Gespräche



 06.02.2021 - 3. Teil - Mehr Bibliotheken, mehr Bücher... 



Kettenbuch: Michail Jungierek, CC BY-SA 3.0

Mehr Bibliotheken, mehr Bücher, mehr Probleme:
Katalogisierung und Bücherklau


3.Teil

Viele Menschen konnten bis spät ins Mittelalter nicht oder nicht ausreichend lesen, doch es gab trotzdem ausreichend Besucher für die mittelalterlichen Bibliotheken. Dies waren natürlich hauptsächlich jene, die zu der jeweiligen Gemeinschaft gehörten, welche die Bibliothek betrieb, also Geistliche, Studenten oder reiche Bürger.
Daneben erlaubte man auch Fremdbenutzungen durch bekannte oder empfohlene Personen im Rahmen eines Besuchs in der Bibliothek oder auch durch Ausleihe. Eine solche Ausleihe erfolgte durch Boten, oft auf weite Entfernungen. Als Pfand konnte ein gleichwertiges Buch dienen.

Katalogisierung
Um den Überblick über die wachsende Anzahl Bücher zu behalten, begann man im Mittelalter, die Bücher durch folgende Maßnahmen zu kennzeichnen und zu katalogisieren:

1.Eintrag eines Besitzervermerkes am Anfang
oder am Ende des Buches: Für ein Kloster war das meist der Name des Schutzheiligen, für Privatleute Name, Beruf, Geburts- und Wirkungsort, später noch das Wappen oder ab Ende des 15. Jhds. ein entsprechendes Exlibris, also ein in das Buch eingeklebter Zettel oder eingedruckter Stempel mit den notwendigen Angaben.

2.Sortierung:
1.nach der Wertigkeit bzw. chronologischer Reihenfolge der Bücher, wie Isidor von Sevilla es vorgab, also zuerst die Bibel und dazugehörige Schriften, dann Texte der Kirchenväter, der zeitgenössischen Theologen, der antiken Autoren und zum Schluss die Schriften der „Artes liberales“, der freien Künste
2.nach dem noch heute gültigen Prinzip des dreiteiligen Katalogs, das in St. Gallen bereits im 9. Jhd. verwendet wurde, also Standort, Verfasser und Sachkatalog
3. Einsatz von Tafelkatalogen: Diese wurden bis ca. 1500 als „Registrum“ oder „Index“ bezeichnet und bestanden aus beschriebenen Pergamentblätter auf Holz, das an der Stirnseite der Bücherpulte mit der Liste der darin befindlichen Bücher angebracht war.
4.Einsatz von Kästchen mit Ausleihzettel

Bücherklau

Man hatte nun sämtliche Bücher im Griff, nicht aber deren menschliche Benutzer. So manches Mal hielten sich diese nämlich nicht an Ausleihverbote oder an Rückgabeverpflichtungen. Dass der Bücherklau kein Phänomen der unteren Schichten war – die ja ohnehin weder lesen konnten noch Zugang zu den Bibliotheken hatten –, zeigt das Beispiel von Kaiser Otto II. (955-983), der sich aus der Kloster-bibliothek von St. Gallen die schönsten Bücher mitnahm und nie wieder zurückgab. Im 15. Jahrhundert waren sogar professionelle Handschriftenjäger unterwegs, die mit Empfehlungsschreiben von Bischöfen oder Päpsten aus den Klosterbibliotheken die besten Stücke mitnahmen.

Kuriose Bücher aus dem Hochmittelalter
Nicht zuletzt, um dem Bücherklau Einhalt zu gebieten, kam man im 13. Jhd. auf die Idee, Bücher an die Pulte anzuketten, auf denen sie zwecks schnelleren Zugriffs ausgelegt waren. So entstanden die „libri catenati“, die Kettenbücher des Mittelalters. Das Benediktinerkloster Schaffhausen besitzt noch rund 40 Kettenbücher in der Ministerial-Bibliothek.
Es gab auch ein Kettenbuchäquivalent für Privatpersonen: Was heute E-Books und Google auf dem Smartphone sind, waren damals die so genannten Gürtelbücher, in denen das Wissen der Welt aufbewahrt wurde. Diese Bücher waren mit Leder gebunden, das sich am Gürtel befestigt werden konnte. Dies ermöglichte der bürgerlichen Bevölkerung, Bücher, hauptsächlich religiöse Texte, immer dabei zu haben.

Bibliotheken damals und heute
Mittelalterliche Bibliotheken schwankten im Umfang zwischen einigen Dutzend und zweitausend Bänden, wobei zwei- bis dreihundert Bände gut und fünf- bis sechshundert Bände als sehr gut ausgestattet galten.

Eine durchschnittliche öffentliche Bibliothek in Deutschland verfügt heutzutage über 30.000 Medieneinheiten (Quelle: bibliotheksportal.de), eine große Bibliothek wie die Stadtbibliothek München im Gasteig satte 1,5 Millionen Medien, wobei sie noch weit entfernt ist von den größten Bibliotheken, die sich im doppelstelligen Millionenbereich bewegen.

Bei so viel Auswahl ist sicher auch für Sie etwas dabei. Also besuchen Sie mal wieder Ihre Stadtbibliothek und stöbern sie im analogen und digitalen Angebot!


©Dr.Birgit Constant(Text)
©Michail Jungierek, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons(Bild)

www.birgitconstant.de

"Der Krieger des Königs" Historischer Roman von
Birgit Constant.

Weitere Romane finden Sie auf
www.birgitconstant.de/buecher
www.fuerautoren.de